Theorie des erfinderischen Problemlösens in der Bildung. Interview mit AMPERETEX-CEO in der Sendung „Segodnja utrom“ („Heute Morgen“)

28.04.2021

„Theorie des erfinderischen Problemlösens“ oder „Wie erzieht man Erfinder?“

Wir geben die Idee nicht auf, in das Bildungsprogramm von Bildungseinrichtungen ein Fach zu integrieren, das SchülerInnen und StudentInnen helfen kann, die Fähigkeiten eines Erfindens anzuwenden und die Möglichkeit zu erhalten, sich nach dem Abschluss in die von ihnen eingeschlagene Richtung zu bewegen.

Eine immer wiederkehrende Frage ist: Warum ist es wichtig im Business?

Die Antwort ist einfach: ein hochqualifiziertes Personal! Täglich sind hunderte von Unternehmen auf der Suche nach SpezialistInnen, die ihr Wissen nicht nur in die Praxis umsetzen können, sondern auch Fortschritte machen.

– Erzählen Sie uns, an welcher öffentlichen Initiative sind Sie beteiligt?

„Initiative“ ist ein großes Wort. Es ist eher eine Idee. Und es ist nicht meine Idee. Es ist eher ein Erlebnis. Ich bin um die Welt gereist und habe gesehen, wie Spitzenuniversitäten arbeiten. Sie generieren eine unglaubliche Menge an Ideen. Es fängt ganz einfach an: Kindern wird zuerst in den Schulen und dann in den Universitäten beigebracht, wie man erfindet, und dann, wie man unternehmerisch handelt. Deshalb schauen wir heute auf die USA, auf China, auf die neuen weltweiten Entwicklungszentren als auf die Spitze des Eisbergs. Aber unter Wasser gibt es natürlich eine Menge methodischer Herausforderungen, die angegangen werden, damit dieses Institut, diese Universität oder dieses Land mehr Erfindungen hervorbringen kann. Wir folgen auf TikTok und Instagram, was in China passiert, welche Produkte sie dort auf den Markt bringen. Und ich bin sicher, dass es in Russland genauso gut sein kann, dass man es lernen kann. Seit mehr als 70 Jahren gibt es Methoden, mit denen man das Erfinden lernen kann“.

– Das Ziel Ihrer Idee ist es also, die „Theorie des erfinderischen Problemlösens“ zusätzlich zum Werkunterricht in den Schulen einzuführen?

„Eigentlich ist es nicht meine Idee! Und es wäre gut, nicht zusätzlich zu etwas, sondern anstelle von etwas in der Schule zu lehren. Ich denke, da ist vieles dabei, was ich als Arbeitgeber nicht brauche, was aber heute gefragt ist“.

– Und was ist heute gefragt?

„Heute brauchen wir solche mentalen Eigenschaften wie Verantwortung, Zielstrebigkeit, Kreativität, eine unkonventionelle Herangehensweise zu Situationen und Problemlösungen. Und natürlich sein Geschäft verstehen. Nach dem Abschluss der Bildungseinrichtungen werden die Fachkräfte jedoch noch in einem Unternehmen ausgebildet. Fragen Sie heute jeden Generaldirektor oder jede Generaldirektorin: jede Person, die zu ihm oder ihr kommt, wird entweder Adaption oder Ausbildung durchlaufen. Da ist wo wir wirklich auf die Person schauen. Und sie kommen zu uns, und wir stellen sie ein, meistens anhand ihrer Berufskenntnissen, aber wir feuern sie meistens aufgrund mentaler Unstimmigkeiten mit Unternehmenswerten „.

– Wie zum Beispiel Unpünktlichkeit und andere unverantwortliche Handlungen?

P.V.: Ja, auch das zählt dazu. Und um auf unser Thema zurückzukommen: Es wäre doch seltsam, wenn man zum Beispiel anfängt, 2.000 Flugzeuge zu bauen – man macht es, als Ergebnis sind alle fertiggestellt, einige schaffen es sogar auf die Startbahn, aber nur eines von 2.000 hebt ab. Und jeder fragt sich: „Was tun wir mit denen, die nicht abgehoben haben, den halbfertigen, die in den Hangars stehen?“ Und dann wird uns klar, dass es eine Art System geben muss – wie baut man ein Flugzeug so, dass es abhebt? Von oben sieht es so aus, als wäre es ziemlich einfach. Aber tatsächlich gab es eine Menge Integration, bevor ein Produktionssystem für dieses Flugzeug entstanden ist, um dieses Flugzeug zu bauen, so dass das Flugzeug am Ende des Produktionszyklus dieses Systems abhebt. Das Gleiche gilt auch für die Erfindertätigkeit: Genrich Altschullers Theorie des erfinderischen Problemlösens ist unsere sowjetische Ausarbeitung, die seit den 1980er Jahren auch im Silicon Valley angewandt wird, und Hewlett-Packard arbeitet jetzt mit diesen Elementen.

– Also haben wir den Moment schon verpasst?

„So was kommt häufig vor. Wir wissen nicht zu schätzen, was wir haben, aber wir bewundern, was man woanders hat. Und ich möchte darauf hinweisen, dass wir diese Ausarbeitungen, diese Schulen und diese Methoden haben. Aber in Oblast Kaliningrad habe ich keine einzige Schule gesehen, welche die Grundlagen des Erfindens lehren würde. Wissen Sie, es ist wie beim Filmemachen: Es scheint Magie zu sein, aber in Wirklichkeit gibt es ein, zwei, drei Schritte: klare technische Probleme, die man löst, man denkt die Handlung des Films aus… Und der Film wird gemacht. Sicherlich ist es kein Allheilmittel, es ist keine Weisheitspille. Aber das sind grundlegende Dinge mit denen man, wenn man sie einmal beherrscht, weitermachen kann und großartige Filme produzieren kann, über die jeder sprechen würde, und irgendwelche Zahnbürsten oder Haarkämme erfinden kann. Fast alles. Aber man muss mit irgendetwas anfangen, und dann muss man natürlich die Idee aufgreifen und der Person, die diese grundlegenden Dinge beherrscht, die Möglichkeit geben, die Idee zu popularisieren und das entwickelte Produkt auf den Markt bringen zu lassen. Und damit ergibt sich ein noch wichtigeres Thema, nämlich das Unternehmertum. Wir haben eine Menge Erfinder, die herumsitzen und Patentanmeldungen vorbereiten, aber sie bleiben auf dem Tisch liegen und kommen nicht voran“.

– Was glauben Sie, warum kommen Patente nicht voran? Wollen Erfinder das nicht oder haben sie Angst davor?

„Wissen Sie, im Business geht es nicht um das Genie einer einzelnen Person, sondern um Teamarbeit. Es gibt keine perfekten DirektorInnen und keine perfekten MitarbeiterInnen. Damit etwas funktioniert, muss man ein starkes Team bilden, jedes Mitglied dieses Teams ist auf seine Weise stark, und dann ermöglicht diese Synergie einen guten Start des Projekts“.

– Glauben Sie, wenn es als Pflichtfach einführt wird, wäre jeder in der Lage etwas zu erfinden und würde es jeder braucht?

„Absolut alle. Erfinden ist ein großes Wort. Die Frage ist hier die Innovation. Innovation ist wahrscheinlich nicht einmal eine Erfindung. Innovation ist eine Möglichkeit, eine technische Sache oder einen Gegenstand zu verbessern. Jeder kann es verbessern. Sie und ich, jeder von uns, hat seinen eigenen Standpunkt – Sie schauen mich mit einem Segment von Ihrer Seite an, und ich schaue Sie mit dem anderen an. Sie sehen nicht, was hinter Ihrem Rücken vor sich geht, und ich sehe es, und umgekehrt. Jeder von uns sieht eine völlig andere Welt und die Möglichkeit, sie zu verbessern, jeder auf seine Weise. Innovationen gibt es überall um uns herum: In Ihrem Aufzug müssen Sie hier aus irgendeinem Grund erst den Etagenknopf und dann den „Start“-Knopf drücken, um nach oben zu kommen, anderswo reicht der Etagenknopf aus. Dementsprechend unterschiedlich kann auch die Herangehensweise z.B. bei der Herstellung einer Zahnbürste sein, z.B. eine Zahnpasta mit einer – bürste zu kombinieren: ein Knopf könnte die Zahnbürste einschalten, und ein anderer die Zahnpasta zuführen. Kurz gesagt, es gibt eine Million Dinge um uns herum, die verbessert werden können, und wenn wir verstehen, wie man es macht, wo man anfängt, wie man es fertigstellt, wie man es gestaltet und wie man es vermarktet, dann tauchen immer mehr UnternehmerInnen auf, und so steigt die Wertschöpfung immer weiter“.

– Was glauben Sie, warum gibt solche Lerngruppen und Fächer in den Schulen noch nicht? Vielleicht gibt es niemanden, der es unterrichtet könnte? Offenbar brauchen wir qualifiziertes Personal, um es zu unterrichten?

„Auch das ist ein großes Problem. Hier muss vielleicht systematisch gearbeitet werden, damit wir verstehen, warum ein Kind in der Schule lernt, warum es auf eine Fachschule oder Universität geht oder gleich zu arbeiten anfängt – wozu? Ich bin davon überzeugt, dass Innovationen in der Bildung möglich sind.

– Ab welchem Alter sollte es sein, ungefähr in welchen Klassen?

„Jedes Alter hat seine Herausforderungen. Für ein kleines Kind ist z.B. eine Pyramide auch keine leichte Aufgabe. Und in der 8. oder 9. Klasse ist es durchaus möglich, ein Modell einer Abfallverwertungsanlage mit einem vollständigen Produktionszyklus zu bauen und es aus improvisierten Gegenständen herzustellen“.

– Wann könnte man die ersten Einführungen in Schulen erwarten, was meinen Sie?

„Ich denke, dass dies in diesem Jahr definitiv möglich ist. Zumindest nicht im Schulprogramm, aber in manchen Lerngruppen, zusätzlichen Sektionen oder in Sommerentwicklungszentren, zum Beispiel im Zentrum für begabte Kinder. Wir haben uns mit ihnen unterhalten, und es ist sehr interessant, sie zu fragen: Bringt man euch bei, erfinderisch zu sein? Die Antwort ist „nein“. Sie werden zwar Robotik unterrichtet, aber alles braucht ein System. Es wird nützlich sein, es zu studieren, um Möglichkeiten dafür zu zeigen, wie wir eine Art technologischen Sprung nach vorne haben können, um einen Sprung in der Anzahl der Unternehmer zu haben, die nach Möglichkeiten suchen, die überall um uns herum sind, und nach einem Bedarf suchen, der von Menschen kommt und Lösungen für diese Bedürfnisse anbieten.“

– Wir können also ab September, zu Beginn des Schuljahres, mit der Einführung der ersten dieser Klassen rechnen?

„Ich denke, auch im Sommer ist es möglich, zumindest wären wir froh und bereit zu helfen, um die Möglichkeit in Sommerschulen zu zeigen und zu zeigen, wie man diese interessanten Probleme lösen kann. Aber, natürlich, damit etwas gut gemacht wird, muss es systematisch gemacht werden“.

– Wer kann schließlich helfen, TRIZ (die Theorie des erfinderischen Problemlösens) so schnell wie möglich in Schulen einzuführen? An wen können wir uns wenden, damit wir nicht nur reden, sondern ein Ergebnis haben, was könnte man tun?

„Es gibt ein sehr coole Sache – ein Bedürfnis. Wenn Eltern oder Kinder selbst verstehen, dass sie es brauchen, dann erzählen sie ihren LehrerInnen davon. Das Richtigste ist, dass die Initiative nicht von oben kommt. Nicht so, dass alle überzeugt wurden, sowohl das Bildungsministerium als auch der Schulleiter, der sagte: „Das war’s, ab morgen leben wir anders“. Damit das funktioniert, müssen wir bei Kindern und Eltern das Bedürfnis wecken, zu verstehen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen einem Kind helfen, in dieser Welt ein angenehmes Leben zu führen und einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Welche Art von Ausbildung sie brauchen, um eine gefragter Spezialist oder Spezialistin auf dem Arbeitsmarkt zu werden oder gar ein großes Unternehmen zu gründen“.

– Aber bis dahin können wir uns an jemanden wenden?

„Wir könnten damit beginnen, das Bildungsministerium zu kontaktieren, wir könnten eine bestimmte Schule kontaktieren, wir könnten bestimmte DirektorInnen einer bestimmten Einrichtung für zusätzliche Bildung kontaktieren, um dieses Thema hervorzuheben.“