“Menschliche Wärme“: Interview mit dem Generaldirektor von der Firma „Amperetex“ Pavel Pogrebniakov über Zauberbrotkasten, Konkurrenz mit „Tesla“ und Personalbeschaffung.
19.11.2020Ob es möglich ist es so zu tun, damit der Tee im Becher niemals abkühlt? Ob das Problem mit vom Dach fallenden Eiszapfen gelöst werden kann? Wer hat es vor, Tesla zu „beseitigen“? Darüber haben wir mit Generaldirektor von LLC „Amperetex“ Pavel Pogrebniakov gesprochen, dem Gründer eines unikalen Start-up-Unternehmens aus Kaliningrad.
– 2020 wurde die Firma “Amperetex” der Resident von Sonderwirtschaftszone und innerhalb einiger Monate soll das Werk im Industriepark „Chrabrowo“ geöffnet werden. Erzählen Sie bitte, was genau macht Ihre Firma?
– Unsere Fachleute beschäftigen sich mit der Herstellung von unikalen leitfähigen Heizfäden auf Basis von Polymeren und Nano-Additiven und stellen somit Kompositfaden auf molekularer Ebene her. Danach benutzen wir diesen Faden um die dünnsten technischen Textilien und Gittergewebe herzustellen, die in verschiedensten Bereichen angewendet werden können. Unsere Technologie erlaubt es Gewebe zu erzeugen die auf 300-350°C erhitzt werden können, aber normalerweis stellen wir Gewebe mit einer Heiztemperatur bis 40°C. Diese Temperatur kann man verwenden, um beim Menschen Behaglichkeit zu schaffen.
– Welche Projekte haben Sie schon realisiert?
– Zu diesem Zeitpunkt, bis unser Werk AMPERETEX im Industriepark „Chrabrowo“ fertiggebaut ist, stellen wir Funktionsmuster in der Europäischen Union her. Ich erzähle Ihnen über einige unsere Projekte welche wir derzeit umgesetzt haben.
Erstens war das eine „warme Füllung“ für Möbel: für ihre Polsterung können wir aus unseren Geweben einen Verbundstoff mit beliebigem Material herstellen. Zweitens funktionieren Hubschrauberlandeplätze, Ein- und Ausfahrten mehrstufiger Parkplätze und Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel schon seit 2 Jahren, ohne dass sich Aufeis bildet.
Ende dieses Jahres planen wir ein System einzurichten, welches die Eiszapfenbildung auf einem Haus in Sankt-Petersburg verhindert. Für viele Städte auf der ganzen Welt ist das Problem mit Dachvereisung und fallenden Eiszapfen ganz aktuell, daher bieten wir an, einen Teil der Dachabdeckung entlang seiner Kante intellektuell und temperaturaktiv zu machen, sodass dieses Problem ohne menschliches Eingreifen und Häufung zahlreicher energieintensiver Kabelsysteme gelöst werden kann.
– Interessieren sich Menschen im Ausland für Ihre Produkte?
– Genau deshalb entstand unsere Firma. Wir haben eine äußerst positive Rückmeldung hinsichtlich unserer Funktionsmuster erhalten und zunehmende Anfragen haben uns dazu veranlasst, unseren Mut zu fassen und mit der Vollzyklusproduktion zu starten. Eine von unseren aussichtsreichen Richtungen ist eine Kooperation mit dem größten asiatischen Automobilhersteller, dem chinesischen „Tesla-Killer“ Konzern NIO: für sie entwickeln wir ein Batterien-Temperaturkreislaufsystem. Bei konstanter Temperatur steigt ihre Leistung auf 30%, was im Nachhinein ermöglicht, die Laufleistung pro Ladung auf 600 Kilometer zu erhöhen. Momentan werden in China Heizgeräte auf Graphitbasis benutzt, unsere Option ist allerdings ist dünner und ermöglicht somit das Auto leichter zu machen und trägt dadurch zur zusätzlichen erhöhten Laufleistung.
Dazu entwickelten wir Innenheizungselemente für Gewerbetaucherkostüme, sodass komfortables Arbeiten in größeren Tiefen verlängert wurde.
– Wie beeinflusst Ihre Technologie den Menschen, stellt sie irgendeine Gefahr dar?
– Die Hitze wird durch infrarotes Licht einer großen Welle erzeugt, welches zu allen lebenden Organismen ideal passt, da sie selbst die Wärme genau in diesem Bereich ausstrahlen. Daraus entsteht eine Art “menschliche Wärme“. Das kann man sehr gut spüren bei der Verwendung eines Haushaltsheizgeräts mit unserer Technologie. Man fühlt sich wohl, die Luft ist aber weder heiß noch trocken, es entstehen keine statistischen Entladungen am Gewebe und kein Sauerstoffbrennen – sehr komfortabel und umweltfreundlich.
Außerdem ist es bewiesen, dass infrarotes Licht dabei hilft, sich zu entspannen und den Druck abzubauen.
– Wo haben Sie Ihre Funktionsmuster vorgestellt und haben Sie Kundengespräche geführt?
– Wir haben an einigen großen Ausstellungen teilgenommen und das machen wir weiter unter jetzigen Pandemiebedingungen auf moderner Art und Weise. Wir hatten Erfolg auf JEC-Messe in Paris, besuchten immer wieder unsere Partner auf der Messe „Khimija“ (zu Deutsch: „Chemie“). Unser Produkt hat ein großes Interesse auf der Messe „Techtextil“ in Frankfurt ausgelöst. Zudem arbeiten wir eng mit russischen und europäischen Forschungsinstituten zusammen.
– Inwieweit ist die Benutzung solcher Materialien wirtschaftlich rechtfertigt? Wieviel Strom wird verbraucht?
– Die wichtigste Besonderheit der „Amperetex“-Technologie ist Ihre Energieeffizienz, die nicht nur aufgrund von Besonderheiten der Infrarotstrahlung erlangt wird, sondern auch aufgrund von Konstruktionsmerkmal – ein Mindestabstand vom Heizelement bis zur Oberfläche, sodass dadurch viel weniger Leistung benötigt wird um die eingestellte Temperatur zu erreichen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: auf Basis unserer Technologie produzieren wir einen festen Verbundwerkstoff für den Einsatz als Teil von Saloninnenmantel öffentlicher Verkehrsmittel, der nicht nur als Schutzverkleidung fungiert, sondern auch als Heizgerät. Der Stromverbrauch solcher Verkleidung beträgt 100 W/ m2, was mit einer Glühbirne vergleichbar ist.
– Welche Betriebsanlagen möchten Sie auf ihrem Werk einsetzen?
– Es sollen unikale und meistens europäische Betriebsanlagen sein. Manche Elemente haben wir von Anfang an mit europäischen Engineering-Zentren zusammen entwickelt.
– Sie kooperieren mit „Quantorium“ von Baltischer Föderaler Immanuel-Kant-Universität. Welche Art Projekte haben Jugendliche vorgeschlagen?
– Es ist eine äußerst interessante Kooperation. Wir warten gespannt auf Finaldurchführungen. Zum Beispiel hat eine Gruppe von Jugendlichen anhand unserer Technologie beschlossen, eine Tasse herzustellen, in welcher die Flüssigkeit im Laufe des ganzen Arbeitstages nicht kalt wird, unter anderem wird man unendliche Male Flüssigkeit hinzufügen können. Sie arbeiten am PC, eine Tasse Tee steht auf einem speziellen Tischbereich und die Teetemperatur bleibt konstant. Und das ohne Kabeln – klingt fantastisch! Ich kann zwar nicht alle Geheimnisse offenbaren, aber es dürfte ein ausgezeichnetes Business-Projekt werden. Es gibt noch ein Projekt einer anderen Gruppe und sie erstellen einen besonderen Brotkasten wo Produkte immer warm bleiben werden, aber nicht trocken. Das Brot erreicht eine „leckere” Temperatur, trocknet aber nicht aus. Die Kids arbeiten an ganz ehrgeizigen Projekten, und ich hoffe sehr, dass sie es schaffen.
– Ihr Werk soll im Frühling 2021 eröffnet werden und ab dem neuen Jahr beginnen Sie um qualifiziertes Personal zu werben. Welche Fachkräfte erwarten Sie in ihrem Unternehmen?
Was die Jobangebote betrifft, sind sie wie in jedem Unternehmen üblich. Wir brauchen sowohl Verkaufsmanagers als auch Elektronikingenieure, Laboranten, Weber und Führungskräfte. Dennoch geht unser Konzept für Personalbeschaffung weit darüber hinaus.
Wir werden Menschen einladen, die außer ihren Berufserfahrungen auch unternehmerische Fähigkeiten besitzen. Wir werden Mitarbeiterinitiativen für Produktentwicklung auf Basis unserer Technologie in jeder nur erdenklichen Weise fördern und unterstützen und sie in ein Business-Projekt „verpacken“, und dieses Projekt wird vollkommen von einem Team verwaltet, welches von diesem Mitarbeiter vorschlagen wird.
– Also resultiert daraus eine Version Belegschaftskooperation.
– So was in der Art. Auf dieser Weise verwandeln wir unsere Belegschaft in einen gewissen Gründerzentrum, wo Mitarbeiter schon ihre eigenen Produkte für den Auslandsmarkt vermarken. Für unsere Angestellte schaffen wir unikale Beschaffungs- und Einführungsmöglichkeiten und sie stellen dann kundenbezogene Produkte her. Das können beispielsweise warme Wände, beheizte Fensterbänke, Funktions-Polycarbonat für Gewächshäuser, warme weiche Bedachung sein – alles Mögliche.
Mit dieser Vorgehensweise möchten wir einige Ziele erreichen. Zunächst wird jeder Mitarbeiter umso mehr auf die Produktionsqualität Wert liegen, denn sie ist der Hauptbestandteil ihres Projekts. Außerdem wird so ein Modell zum Wohlstandswachstum der Mitarbeiter beitragen, ohne die Gehaltsübersicht von „Amperetex“ zu belasten. Und die Wirkung von nicht geringer Tragweite soll eine stabile Belegschaftsbeständigkeit sein, denn zieht ein Mitarbeiter aus der Unternehmung zurück, verliert er oder sie alle Beschaffungs- und Einführungsvorteile seiner/ihrer Produktion.
– Wie sieht es aus? Nehmen wir mal an, ich bin bei Ihnen als Ingenieur angestellt und mir fällt eine Geschäftsidee an. Wie geht es weiter?
– Des Weiteren leisten wir Ihnen jeden möglichen Beistand. Zunächst muss man dieser Idee eine Form geben. Einmal pro Woche werden wir uns in einer Art „Sandkasten-Atmosphäre“ treffen wo wir alle neue Mitarbeitervorschläge besprechen werden. Wir werden möglichst versuchen Ihrer Idee eine klare Form zu geben, etwas vorschlagen, ein paar Tests machen oder ein Geschäftsmodell kalkulieren. Auch werden wir Projektarchitektur, Wege zur Geldbeschaffung, Unterstützung bei rechtlicher Ausgestaltung, Marketing und Projektpräsentation auf Ausstellungsmessen besprechen. Dabei ist die ganze Wertschöpfung der Verdienst von unseren Mitarbeitern und darauf erheben wir gar keine Ansprüche.
„Amperetex“ zielt auf den globalen Weltmarkt und wir möchten international wachsen, deshalb suchen wir diejenigen, die auf Basis unserer Technologien unikale Produktion herstellen werden. Für unsere Angestellten gibt es keine Einschränkungen bei ihrer Ideenrealisierung.
Bei Interesse kann man seine Bewerbungsunterlagen an die angegebene E-Mail zusenden: HR@amperetex.ru.
– Neulich wurde „Amperetex“ für den jährlichen Business-Preis „Profi-2020“ nominiert. Ist das ein bedeutendes Ereignis für Ihre Firma?
– Es kam absolut unerwartet und wir wissen es zu schätzen. Wir wurden für „Neuentdeckung des Jahres“ nominiert und für unser junges Team ist das eine Art Vorleistung, wir sind ja immerhin ein Tech-Start-up. Für den Preis wurden bewundernswerte Menschen, Teams und Projekte nominiert und auf einer Liste mit so vielen interessanten und vielseitigen Projekten zu sein ist sehr beeindruckend.